Tagblatt

Moira und ihr Akkordeon

Am Freitag spielte im Flawiler Kulturpunkt die Sängerin/Songschreiberin Carola Wirth alias Moira auf. Nicht viele Interessierte kamen, um sie zu sehen.

FLAWIL. Ohne die Unterstützung von Radio und TV haben es Newcomer schwer. Dabei sind darunter oft die grösseren Talente als die, welche das ihrige am Bildschirm zur Schau stellen. Die 31jährige Zürcherin Carola Wirth ist so ein Talent. Sie setzt nicht aufs Fernsehen, sondern tingelt seit ihrem Musikstudium als freie Musikschaffende durchs Land. Sie erreicht dadurch wahrscheinlich weniger Publikum, aber dafür gehen die Begegnungen tiefer. Denn wenn das Publikum lebendig und in drei Metern Abstand vor der Künstlerin sitzt, springen Funken viel eher und nachhaltiger. Diese Nähe kann anspornen und hemmen zugleich. Doch Carola With hemmte sie nicht.

Des Schicksals Gold-Tour

Wirth ist seit ein paar Jahren unter dem Künstlernamen Moira (griech.: Schicksal) unterwegs. Am Freitag kam sie auf ihrer «Golden City Tour» mit zwei Musikern ins Dachgeschoss des Kulturpunkts. Eine Hand voll Zuschauende nur wollten sich von Moiras Vielseitigkeit überzeugen lassen. Doch die Sängerin, die Klavier, Ukulele und Akkordeon spielt – letzteres linkshändig, also mit auf den Kopf gedrehtem Instrument –, beeindruckte das nicht wirklich. Sie schwebt, sobald sie singt und spielt, in einer eigenen Wolke, aus der sie erst für den Applaus wieder hinuntersteigt. Doch in dieser Wolke blüht sie auf.

Zwei statt vier

Da sprühen die Funken, da tanzen die Töne, da öffnen sich Herzen. Die Musikerin ist auch mit einem gesegneten Gesangstalent ausgestattet. Ein wenig erinnert die feste, aber manchmal doch etwas zerbrechliche Stimme an Sophie Hunger. Doch Moira geht handwerklicher zur Sache als jene, spielt das Akkordeon, als würde es leben zwischen ihren Händen, singt, als hätte sie die von ihr getexteten und aus ihrem Umfeld entnommenen Geschichten selbst und erst gestern erlebt. Müssig, ihren Stil irgendeiner Schublade zuordnen zu wollen. Carola Wirth macht Singing-Songwriting fern von Konventionen, dafür nah und emotional. Dem Kulturpunkt aber müsste nahegelegt werden, statt drei oder vier rar besuchte Anlässe pro Wochenende nur einen oder zwei, dafür gutbesuchte anzubieten und um dem potenziellen Publikum die Wahl zu erleichtern.